Schöne Momente: So machst du dein Baby stark fürs Leben
Eben hat Denis noch hungrig geschrien. Jetzt liegt das Baby zufrieden an Mamas Brust. Liebevoll schaut die Mutter auf das Kleine, das den Mund voller Milch hat. Für die Mutter ein starker, glücklicher Moment, an den sie sich in späteren Jahren gern zurück erinnern wird. Denis aber wird ihn vergessen - oder?
Die Antwort lautet: Ja und nein. An den konkreten Augenblick dieses Glücks wird das Baby sich nicht erinnern. Erst im zweiten bis dritten Lebensjahr, wenn Denis seiner selbst zunehmend bewusst wird, setzt sein Lebensgedächtnis mit den Speicherfunktionen ein. Dennoch gehen schöne Augenblicke in der frühen Kindheit nicht verloren. Das Gefühl des Geborgenseins, das sie auslösen, bleibt wie ein Schatz erhalten - jedenfalls dann, wenn es zu einem Grundgefühl der Baby-Zeit wird.
Bitterlich weint Denis, als sein Papa ihn auf den Wickeltisch legt. Nein, hier will er nicht liegen, er will zurück auf Papas warmen Arm. Der Vater versteht Denis‘ Kummer – Wickeln finden Babys nicht immer grandios. Um ihn aufzumuntern, legt Papa die Lippen auf Denis’ nackten Bauch und prustet lustig kitzelnd los. Der hält beim Weinen überrascht die Luft an – dann kräht er ein fröhliches ‚Rö-Rö-Rö‘.
Denis lernt - dass seine Eltern ihn mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen wichtig nehmen. Auch wenn sie nicht immer fröhlich sind, geduldig, sanft. Mal hat es die Mutter eilig, mal ist der Vater genervt, mal die Oma kränklich und angestrengt. Dennoch kann Denis sich im Grundsatz auf sie verlassen – und darauf kommt es an.
Die Antwort lautet: Ja und nein. An den konkreten Augenblick dieses Glücks wird das Baby sich nicht erinnern. Erst im zweiten bis dritten Lebensjahr, wenn Denis seiner selbst zunehmend bewusst wird, setzt sein Lebensgedächtnis mit den Speicherfunktionen ein. Dennoch gehen schöne Augenblicke in der frühen Kindheit nicht verloren. Das Gefühl des Geborgenseins, das sie auslösen, bleibt wie ein Schatz erhalten - jedenfalls dann, wenn es zu einem Grundgefühl der Baby-Zeit wird.
Erfahrungen prägen das Gehirn
„Wie Eltern im Alltag auf Bedürfnisse und Gefühlsäußerungen ihres Kindes eingehen, prägt das innere Bild des Kindes darüber, wie sehr es sich auf emotionale Beziehungen verlassen kann“, weiß Dr. Monika Wertfein, Diplom-Psychologin am Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP) in München. Die Beziehung zwischen Eltern und Kind drückt dem jungen Gehirn einen Stempel auf. Im ganzen Tierreich gibt es keinen Nachwuchs, der – wie Menschenkinder - über einen so langen Zeitraum auf die Fürsorge der Eltern angewiesen ist. Und bei dem die Hirnentwicklung so sehr von dieser Fürsorge abhängt.Bitterlich weint Denis, als sein Papa ihn auf den Wickeltisch legt. Nein, hier will er nicht liegen, er will zurück auf Papas warmen Arm. Der Vater versteht Denis‘ Kummer – Wickeln finden Babys nicht immer grandios. Um ihn aufzumuntern, legt Papa die Lippen auf Denis’ nackten Bauch und prustet lustig kitzelnd los. Der hält beim Weinen überrascht die Luft an – dann kräht er ein fröhliches ‚Rö-Rö-Rö‘.
Denis lernt - dass seine Eltern ihn mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen wichtig nehmen. Auch wenn sie nicht immer fröhlich sind, geduldig, sanft. Mal hat es die Mutter eilig, mal ist der Vater genervt, mal die Oma kränklich und angestrengt. Dennoch kann Denis sich im Grundsatz auf sie verlassen – und darauf kommt es an.
Auf Glück programmiert
Ein Baby, das so umsorgt wird, spürt: Meine Bedürfnisse werden erfüllt, meine Gefühlsäußerungen ernst genommen. Es fühlt sich geborgen. Denn bei jeder zärtlichen Zuwendung, die es erfährt, werden Glückshormone im Gehirn ausgeschüttet. Und ist das Baby zufrieden und grunzt glücklich, sind auch die Eltern happy. „Vor allem Mutter und Baby spielen sich aufeinander ein, ergänzen sich, sind sich einig und werden durch kräftige Ausschüttungen von Glückshormonen dafür auch belohnt“, erklärt der Kinderneurologe Prof. Richard Michaelis, Autor des Buches ‚Die ersten fünf Jahre – wie sich Ihr Kind entwickelt’ „Nicht zuletzt wegen der gegenseitigen vollkommenen emotionalen Glückszustände sind Mütter bereit, sich auf ein weiteres Baby einzulassen – obwohl sie wissen, dass sie nach der Babyzeit viele andere Forderungen bewältigen müssen.“
Ist Denis traurig, wird er getröstet. Ist er wütend, darf er schreien. Fürchtet er sich, wird er beschützt. Und freut er sich, ja, dann hat er Menschen um sich herum, die sich mit ihm freuen. Wie jetzt: Nach langen Versuchen ist es ihm erstmals gelungen, seine Socke auszuziehen. Wie eine Trophäe schwenkt er sie hin und her. Die Eltern lachen. Denis wird so Stück für Stück auf Glücklichsein programmiert - ein Gefühl, das ihm in seinem Leben Ruhe und Sicherheit geben wird.
Solche Glücksgefühle ruft auch Körperkontakt hervor. „Jede körperliche Zuwendung bewirkt eine Extra-Portion Glückshormone für das Baby“, erklärt Dr. Michael Simons, Leitender Psychologe der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Technischen Hochschule Aachen. „Kuscheln, Streicheln und Massage – all das kann sehr entspannend sein.“ Meist wissen Eltern instinktiv, was ihrem Baby gut tut. Dr. Michael Simons nennt ein typisches Beispiel: „Wenn Eltern ihr Baby auf dem Arm tragen, halten sie es meist am Herzen.“ So kann das Kind den langsamen, beruhigenden Herzschlag des Elternteils wahrnehmen – und sich selbst beruhigen. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Gehirne von Babys, die nur selten gestreichelt werden, messbar kleiner sind als die von anderen Gleichaltrigen.
„Ein Baby, das schreit, ohne gehört zu werden, fühlt sich im Stich gelassen und gerät unter Hochstress“, erklärt Dr. Simons. „Weil es nicht die Sicherheit entwickeln kann, dass seine Bedürfnisse zuverlässig befriedigt werden, beginnt sein Gehirn immer öfter in den Alarm-Modus zu schalten.“ Und damit beginnt eine Negativ-Spirale: Immer öfter gerät das Baby außer sich, schreit immer schneller nach den Eltern. Motto: Wo kein Vertrauen ist, ist Kontrolle besser. Und die Eltern geraten noch weiter unter Druck. „Sie bekommen das Gefühl, ihr Kind kommandiere sie herum“, weiß Dr. Simons. Doch es fordert nur ein, was es schmerzlich vermisst: Sicherheit, Geborgenheit, Halt - eine Sehnsucht, die es möglicherweise ein Leben lang spüren wird. Resultat: Das Selbstwertgefühl ist wenig ausgeprägt, man fühlt sich unsicher, ängstlich, ist entscheidungsschwach.
Davon ahnt Denis freilich nichts. Er schläft tief und fest. Sanft legt die Mutter ihn im Schlafsack zurück in seine Wiege und schaukelt sie hin und her. Wieder ein Augenblick voller Glück, den niemand Denis mehr nehmen kann. Psychologe Dr. Michael Simons: „Unsere Kindheits-Erfahrungen sind das Fundament, auf dem wir bewusst oder unbewusst alles Weitere aufbauen.“
Solche Glücksgefühle ruft auch Körperkontakt hervor. „Jede körperliche Zuwendung bewirkt eine Extra-Portion Glückshormone für das Baby“, erklärt Dr. Michael Simons, Leitender Psychologe der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Technischen Hochschule Aachen. „Kuscheln, Streicheln und Massage – all das kann sehr entspannend sein.“ Meist wissen Eltern instinktiv, was ihrem Baby gut tut. Dr. Michael Simons nennt ein typisches Beispiel: „Wenn Eltern ihr Baby auf dem Arm tragen, halten sie es meist am Herzen.“ So kann das Kind den langsamen, beruhigenden Herzschlag des Elternteils wahrnehmen – und sich selbst beruhigen. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Gehirne von Babys, die nur selten gestreichelt werden, messbar kleiner sind als die von anderen Gleichaltrigen.
Babys unter Hochstress
Nicht immer ist das Zusammenspiel zwischen Eltern und Baby störungsfrei. Doch Kinder, die lange schreien müssen, bis Eltern schließlich unwillig reagieren, sammeln negative Erfahrungen: „Meine Gefühle und Gefühlsäußerungen werden nicht ernst genommen.“ Auch an solch frühe Momente voller Panik können Erwachsene sich später meist nicht bewusst erinnern – wohl aber an das Gefühl des Verlassen-Seins, das sie hervorrufen.„Ein Baby, das schreit, ohne gehört zu werden, fühlt sich im Stich gelassen und gerät unter Hochstress“, erklärt Dr. Simons. „Weil es nicht die Sicherheit entwickeln kann, dass seine Bedürfnisse zuverlässig befriedigt werden, beginnt sein Gehirn immer öfter in den Alarm-Modus zu schalten.“ Und damit beginnt eine Negativ-Spirale: Immer öfter gerät das Baby außer sich, schreit immer schneller nach den Eltern. Motto: Wo kein Vertrauen ist, ist Kontrolle besser. Und die Eltern geraten noch weiter unter Druck. „Sie bekommen das Gefühl, ihr Kind kommandiere sie herum“, weiß Dr. Simons. Doch es fordert nur ein, was es schmerzlich vermisst: Sicherheit, Geborgenheit, Halt - eine Sehnsucht, die es möglicherweise ein Leben lang spüren wird. Resultat: Das Selbstwertgefühl ist wenig ausgeprägt, man fühlt sich unsicher, ängstlich, ist entscheidungsschwach.
Zuwendung macht klug
Eine glückliche Babyzeit macht stark – und sogar klug. Denn ein Kind voller Selbstvertrauen kann neugierig die Welt entdecken: Neues ausprobieren, aufnehmen und die Erfahrungen in seinem Hirn fest verankern. Dabei verschalten sich, vor allem in den ersten Lebensjahren, die Gehirnzellen rasant – wie ein Computer-Netzwerk. Immer mehr verknüpfte Gehirnzellen ermöglichen dem Baby immer besser, komplizierte Bewegungen zu steuern, erste Zusammenhänge und Regeln zu erkennen, daraus logische Schlüsse zu ziehen und entsprechend zu handeln.Davon ahnt Denis freilich nichts. Er schläft tief und fest. Sanft legt die Mutter ihn im Schlafsack zurück in seine Wiege und schaukelt sie hin und her. Wieder ein Augenblick voller Glück, den niemand Denis mehr nehmen kann. Psychologe Dr. Michael Simons: „Unsere Kindheits-Erfahrungen sind das Fundament, auf dem wir bewusst oder unbewusst alles Weitere aufbauen.“
„Gefühle wichtig nehmen!“
Dr. Monika Wertfein ist Diplom-Psychologin und wissenschaftliche Referentin am Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP) in München.
kidsgo: Frau Dr. Wertfein, es heißt, emotionales Lernen beginne in den ersten Lebensmonaten. Was lernen Kinder in dieser Zeit über Gefühle?
Monika Wertfein: Schon Babys können Emotionen äußern – Freude, Traurigkeit, Ärger und Angst. Sie lernen auch emotionale Äußerungen der Eltern zu erkennen – etwa eine aufmunternde Stimme. Und gewöhnen sich an, auf solche Signale zu reagieren – in diesem Fall vielleicht mit einem Lächeln. Zudem macht das Kind wichtige Erfahrungen mit eigenen Gefühlen. Es lernt, sie zu regulieren, etwa sich selbst zu beruhigen – durch Daumenlutschen oder Kuscheln mit einem Stofftier. Das Sprechen über Gefühle entwickelt sich schließlich ab dem zweiten Lebensjahr und wird dann immer wichtiger.
kidsgo: Bestimmt das Verhalten der Eltern, wie Kinder mit ihren Gefühlen umgehen?
Monika Wertfein: Ja. Eltern vermitteln von Anfang an, wie Situationen zu bewerten sind. Reagieren sie besonders entsetzt auf einen Sturz, lernt das Kind, sich in ähnlichen Situationen besonders ängstlich zu verhalten – es wird den Unfall als schlimm bewerten. Eltern zeigen ihrem Kind auch indirekt - durch die Stimmung in der Familie - welche Gefühle akzeptiert werden und welche nicht.
kidsgo: Wie können Eltern den kompetenten Umgang mit Gefühlen fördern?
Monika Wertfein:Eltern, die trotz Stress und Gereiztheit eine positive Grundstimmung in der Familie beibehalten, sind ihren Kindern gute Vorbilder im Umgang mit Emotionen. In solchen Familien herrscht ein positives Familienklima, in dem nach konstruktiven Lösungen für Konflikte gesucht wird. Hier lassen sich Gefühle offen benennen!
kidsgo: Weint ihr Kind, mauern manche Eltern: „Das vergeht schon wieder“. Stimmt es, dass ein Gefühl verstärkt wird, wenn Eltern auf das Kind mit seinem Schmerz eingehen?
Monika Wertfein: Gefühle werden nicht dadurch größer, dass man ihnen Beachtung schenkt – genauso wie sie nicht kleiner werden, wenn man sie ignoriert.
kidsgo: Sind Kinder, die kompetent mit ihren Gefühlen umgehen können, glücklicher?
Monika Wertfein: Emotional kompetente Kinder sind beliebter bei Gleichaltrigen und knüpfen leichter Sozialkontakte. Außerdem erzielen sie eher bessere Schulleistungen als Kinder mit mangelnden emotionalen Fertigkeiten. Entscheidend ist dabei der angemessene Umgang mit Gefühlen wie Stress, Versagens-Ängsten oder Frustration. Und das wird früh in der Familie gelernt.
kidsgo: Frau Dr. Wertfein, vielen Dank für dieses Gespräch.
Monika Wertfein: Schon Babys können Emotionen äußern – Freude, Traurigkeit, Ärger und Angst. Sie lernen auch emotionale Äußerungen der Eltern zu erkennen – etwa eine aufmunternde Stimme. Und gewöhnen sich an, auf solche Signale zu reagieren – in diesem Fall vielleicht mit einem Lächeln. Zudem macht das Kind wichtige Erfahrungen mit eigenen Gefühlen. Es lernt, sie zu regulieren, etwa sich selbst zu beruhigen – durch Daumenlutschen oder Kuscheln mit einem Stofftier. Das Sprechen über Gefühle entwickelt sich schließlich ab dem zweiten Lebensjahr und wird dann immer wichtiger.
kidsgo: Bestimmt das Verhalten der Eltern, wie Kinder mit ihren Gefühlen umgehen?
Monika Wertfein: Ja. Eltern vermitteln von Anfang an, wie Situationen zu bewerten sind. Reagieren sie besonders entsetzt auf einen Sturz, lernt das Kind, sich in ähnlichen Situationen besonders ängstlich zu verhalten – es wird den Unfall als schlimm bewerten. Eltern zeigen ihrem Kind auch indirekt - durch die Stimmung in der Familie - welche Gefühle akzeptiert werden und welche nicht.
kidsgo: Wie können Eltern den kompetenten Umgang mit Gefühlen fördern?
Monika Wertfein:Eltern, die trotz Stress und Gereiztheit eine positive Grundstimmung in der Familie beibehalten, sind ihren Kindern gute Vorbilder im Umgang mit Emotionen. In solchen Familien herrscht ein positives Familienklima, in dem nach konstruktiven Lösungen für Konflikte gesucht wird. Hier lassen sich Gefühle offen benennen!
kidsgo: Weint ihr Kind, mauern manche Eltern: „Das vergeht schon wieder“. Stimmt es, dass ein Gefühl verstärkt wird, wenn Eltern auf das Kind mit seinem Schmerz eingehen?
Monika Wertfein: Gefühle werden nicht dadurch größer, dass man ihnen Beachtung schenkt – genauso wie sie nicht kleiner werden, wenn man sie ignoriert.
kidsgo: Sind Kinder, die kompetent mit ihren Gefühlen umgehen können, glücklicher?
Monika Wertfein: Emotional kompetente Kinder sind beliebter bei Gleichaltrigen und knüpfen leichter Sozialkontakte. Außerdem erzielen sie eher bessere Schulleistungen als Kinder mit mangelnden emotionalen Fertigkeiten. Entscheidend ist dabei der angemessene Umgang mit Gefühlen wie Stress, Versagens-Ängsten oder Frustration. Und das wird früh in der Familie gelernt.
kidsgo: Frau Dr. Wertfein, vielen Dank für dieses Gespräch.