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Prävention - Wie du Unfälle im Haushalt vermeiden kannst

Kinder sind neugierig: Sie wollen alles begreifen, klettern auf Stuhl und Tisch und finden die Stecknadel unterm Sofa. Heißt das nun, alles Gefährliche wegzupacken? Nicht unbedingt. Ein kindersicheres Zuhause und gemeinsames Ausprobieren fördern Entdeckerlust und Sicherheitsbewusstsein.

In diesem Artikel:

So schützt du dein Kind vor Unfällen, ohne es in Watte zu packen

Miro ist ein quirliges Kerlchen. Noch kein Jahr ist er alt, und schon ist fast nichts vor seinen kleinen Händen sicher. Sein neuestes Experimentierfeld ist das Wohnzimmer. Er zieht Bücher aus dem Regal, räumt CDs aus der Schublade. Zielstrebig zieht er sich an der Sofaecke hoch, von dort balanciert er bis zum Hochstuhl – über diese Trittleiter kann er auf den Tisch klettern. Und nun ist das Fensterbrett mit den kleinen hübschen Dingen zum Greifen nah. Genau in diesem Augenblick kommt Mama um die Ecke. Gerade noch rechtzeitig pflückt sie Miro vom Tisch, bevor er herunterfällt oder gar vor ungebremster Entdeckerlust einen „Ausflug“ ins Freie unternimmt, der fatale Folgen haben könnte. Das ist also noch mal gut gegangen!

Weitere Infos

Die Aktion DAS SICHERE HAUS gibt Broschüren zu den verschiedenen Themen heraus, z. B. Giftunfälle, Kinderfahrzeuge, Sicher Schwimmen unter: das-sichere-haus.de/kinder

Kostenlose Broschüre „Kinder schützen – Unfälle verhüten – Elternratgeber zur Unfallverhütung im Kindesalter“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.bzga.de

Merkblätter zur Prävention von Kinderunfällen, die Eltern bei jeder Früherkennungsuntersuchung erhalten (U2-U9) www.vdek.com/kinderunfaelle.html

Notfallzettel bei Vergiftungen – Was muss die Giftnotrufzentrale wissen – Die 5 „W“ s zum Merken. Notfallzettel bei Vergiftungen

Wenn Kinder zu krabbeln beginnen, wächst die Unfall- und Verletzungsgefahr. Dann werden Kabel plötzlich zu Fallstricken, Treppen zum Abgrund. „Eltern müssen vorausschauend handeln und den nächsten Entwicklungsschritt immer im Blick haben“, so Inke Ruhe, stellvertretende Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder“. Und sie müssen ein wachsames Auge auf ihre Kleinen werfen.

Sicherer Schlaf für Babys

Wo verbergen sich die größten Risiken? „Im ersten Lebensjahr stellt das Ersticken die größte Gefahr dar“, erklärt Sicherheitsexpertin Ruhe. Weil das Baby die meiste Zeit schläft, müssen Babybett oder Wiege sichere Orte sein. Kopfkissen, Tücher oder Decken gehören nicht hinein. Statt Mützchen und Bettdecke, die über Mund und Nase rutschen könnten, hält ein Babyschlafsack das Kleine warm. Nicht nur verschluckbare Kleinteile, auch Bänder und Ketten sind tabu. Denn alle Arten von Kordeln und Ketten bergen das Risiko einer Strangulation. Die Spielkette kann sich lösen – wer sichergehen will, lässt sie weg. Schnullerbänder, die an der Kleidung befestigt sind, dürfen nicht verlängert werden, und auf das Bernsteinkettchen als Zahnungshilfe sollten Eltern ihren Kindern zuliebe besser verzichten.

Beginnt dein Baby sich hochzuziehen, wird es Zeit, die Wiege durch ein Gitterbett zu ersetzen. Die Gitterstäbe sollten maximal 7,5 Zentimeter Abstand haben und die mittleren Stäbe herausnehmbar sein. So kann das etwas ältere Kleinkind später gefahrlos aus dem Bett steigen, ohne über das Gitter klettern zu müssen und dabei zu stürzen.

Sturz: Unfallursache Nummer eins

„Über 50 Prozent aller Unfälle sind Stürze“, sagt Inke Ruhe. Am schwerwiegendsten sind Fensterstürze, denn sie enden häufig tödlich. Deshalb dürfen weder Tisch noch Sofa, Truhen, Stühle oder sonstige Steighilfen in Fensternähe platziert werden.

Was tun im Notfall?

Was ist im Notfall zu tun? Unsere ausdruckbare Grafik gibt Auskunft. Zur Grafik: was_tun_im_notfall.pdf

Die Kleinen sind erfinderisch, was das Klettern betrifft: Kisten und Kasten lassen sich verschieben, um das ersehnte Ziel zu erreichen. Ganz auf Nummer sicher gehen Eltern mit einem Fensterschloss. Besondere Sicherheitsmaßnahmen gelten auch für draußen: „Auf dem Balkon sollten keine Getränkekisten gelagert werden, Blumenkästen hängen besser nach innen statt nach außen, denn das schränkt die Klettermöglichkeiten ein“, empfiehlt Dr. Susanne Woelk, Geschäftsführerin der Aktion DAS SICHERE HAUS. Von sogenannten Lauflernhilfen rät sie dringend ab. Die bringen nämlich keine motorischen Vorteile fürs Laufen, sondern bergen das Risiko, kopfüber zu stürzen. Auch draußen im Garten lauern Gefahren: Neben Vergiftungen durch Pflanzen stellt Wasser eine besonders große Gefahrenquellen dar: Kleinkinder im Alter von ein bis vier Jahren ertrinken überdurchschnittlich oft in Gartenteich oder Plantschbecken.

Viele Haushaltsgeräte entwickeln hohe Temperaturen, die zu Verbrennungen führen. Deshalb darf alles, was heiß werden kann wie Wasserkocher, Bügeleisen, Toaster oder Kaffeemaschine, nicht in Reichweite eines Kindes stehen. Nicht nur Verbrennungen, sondern auch Verbrühungen mit heißen Getränken richten schlimmste Schmerzen und Verletzungen der Baby- und Kinderhaut an und führen zu lebenslangen Narben.

Die 5 besten Notfall-Apps

Notfall-Apps fürs Smartphones können in kritischen Situationen helfen. Wir stellen dir 5 Notfall-Apps vor.

Kinder auf Gefahren aufmerksam machen

Je nach Alter und Entwicklungsstand des Kindes müssen Gefahren erklärt und begreifbar gemacht werden. Ein klares „Nein“ macht kleinen Entdeckern deutlich: „Davon muss ich die Finger lassen.“ Schon einem Eineinhalbjährigen kannst du bereits zeigen, an welchen Stellen er aufpassen muss. Die Begründung, warum eine Sache gefährlich werden kann, kannst du Kindern ab drei Jahren auf spielerische Weise am besten vermitteln, zum Beispiel beim Kochen: Das Blubbern im Topf und der aufsteigende Dampf sind ein Zeichen für Hitze. Wer jetzt – natürlich nur unter Aufsicht und Schutz der Eltern – die Hand vorsichtig über den Topf führt, kann spüren, was „heiß“ bedeutet und die Hand schnell wieder wegziehen.

Auch den Umgang mit spitzen oder scharfen Dingen können Dreijährige im Beisein eines Großen erproben, zum Beispiel eine Gurke schnippeln. „Vieles muss man ausprobieren. Aber bei allen Experimenten“, betont Susanne Woelk, „dürfen Eltern ihr Kind nicht aus den Augen lassen!“ Ein angemessener Umgang mit möglichen Gefahren aber fördert das Bewusstsein für Gefahren und die Sicherheitskompetenz der Kinder.

Experten-Interview

Experten-Interview KindersicherheitDas Recht auf einen blauen Fleck - Dr. Susanne Woelk ist Geschäftsführerin der Aktion DAS SICHERE HAUS (DSH) und hat selbst einen 11-jährigen Sohn. Der gemeinnützige Verein DSH informiert über Unfallgefahren in Heim und Freizeit.

Interview Kindersicherheit

Gefahr erkannt – Gefahr gebannt! Sicherheitstipps

Unsere Expertin Frau Dr. Susanne Woelk erklärt, wie sich Standardrisiken im Haushalt durch Umsortieren, Wegräumen oder Sichern ausschalten lassen:

  • Alle Steckdosen im Haus müssen mit einer Kindersicherung ausgerüstet sein. Das ist ein einfacher Schutz, der verhindert, dass Kinder an die stromführenden Teile greifen.
  • Regale müssen fest an der Wand verankert sein, damit sie nicht kippen können.
  • Auf Tischdecken sollte man lieber ganz verzichten. Dann können heißer Kaffee oder Tee nicht heruntergezogen werden.
  • Treppen mit Gittern sichern
  • Kabel dürfen nicht herunterhängen, vor allem die von Wasserkocher oder Bügeleisen. Zieht ein Kind an der Strippe des Wasserkochers und verbrüht sich, kann es schwerste Verbrennungen davontragen.
  • Der Herd lässt sich durch einen Herdschutz abgrenzen, sodass Kinder nicht auf die Herdplatte oder an heiße Töpfe und Pfannen fassen können. Wer kein Herdgitter anbringen will, sollte dann nur auf den hinteren Platten kochen.
  • Fenster sollte man mit Sicherheitsriegeln versehen.
  • Haushaltsreiniger hochstellen oder wegschließen. Auch der Eimer mit Putzwasser darf nicht unbeaufsichtigt auf dem Boden stehen. Das Kind würde zwar keine großen Mengen Putzwasser trinken – hier besteht die Gefahr darin, dass das Kind kopfüber in den Eimer kippt und ertrinkt.
  • Darauf achten, dass keine verschluckbaren Kleinteile auf dem Boden liegen, zum Beispiel Erdnüsse, Tabletten, Nadeln.
  • Für sichere Treppen sorgt ein Treppenschutz.
  • Eckenschoner oder Schaumstoff sichern scharfe Kanten an Tischen. Solche Kanten können zu schlimmen Platzwunden und Kopfverletzungen führen.